Im Jahre 2007 haben wir uns entschlossen, die Bodenvegetation auf der damals noch einen Streuobstwiese mit Schafen zu regulieren. Das war eine Entscheidung die eher durch eine Notwendigkeit diktiert wurde als dass wir uns frei zu diesem Schritt entschlossen haben.
Unsere erste Fläche, der „Obstgarten am Bauhof“ in Burg Stargard war eine runtergesägte und danach liegen gelassene Pflaumenplantage. Die im Boden verbliebenen Wurzeln wurden nicht gerodet, die verbliebenen Unterlagen trieben aus und waren inzwischen zu einem Dickicht herangewachsen. Nach der Beseitigung des Dickichts verblieben Unmengen von stahlharten, langen Stacheln, mit denen das Gestrüpp reichlich versehen war auf der Fläche. Versuche, mit einem Traktor den Bodenbewuchs zu regulieren wurden schnell ad acta gelegt. So erschienen Schafe als eine mögliche und sinnvolle Lösung
Wir hatten keine Ahnung von der Haltung, wußten nicht im Geringsten, was auf uns zukommen würde. Die Wahl von Kamerunschafen als Rasse war eher zufällig und nur durch die Kenntnis bedingt, dass diese Rasse nicht geschoren werden muss. Von dem Charakter der Tiere hatten wir keine Ahnung. Es hat uns auch nicht aufgeschreckt, als wir unsere ersten 3 Tiere von einem Züchter gekauft haben und diese bei der Abholung vom Verkäufer in einer wilden Hetzjagd eingefangen werden mussten. Kamerunbock und -hammel eines anderen Züchters waren dem menschlichen Kontakt über weniger abgeneigt.
Erwartungsgemäß gab es in der Folge viele Probleme, oft haben wir über die Abschaffung nachgedacht, sie eigentlich schon beschlossen. Dann änderte sich alles, als uns ein Muffelschaf über den Weg und in unsere kleine Herde lief. Mit ihrem ausgeglichenen Wesen und ihrer Rolle in der Gruppe hat sie die Situation entscheidend verbessert. Alle Schafe wurden deutlich beruhigt. Sie sind bis heute, mit Ausnahme weniger Tiere, nicht handzahm.
Im Laufe der Jahre wurde ein Problem deutlich, das mit der Rasse Kamerunschaf eng assoziert ist. Es wurden in der Vergangenheit wenige Tiere nach Europa gebracht, der Genpool ist sehr begrenzt. Eine Reihe von gesundheitlichen Problemen führten wir, wie sich später herausstellte nicht zu unrecht, auf die Inzestproblematik zurück. So entschieden wir uns, einen neuen Bock anzuschaffen, einen Dorperbock namens „Erich“.
Als die Herde allmählich anwuchs und wir die Bewirtschaftung des Obstgartens in Fünfeichen übernommen haben, entschieden wir, die Schafe nach dort umzusiedeln. Das Futterangebot war hier größer und der Aufwand für das Umzäunen deutlich geringer.
Heute umfasst unsere Herde über 40 Mutterschafe. Im Laufe der Zeit hat sich die Herde immer mehr als eine Gemeinschaft etabliert. In zunehmendem Maße kann man das Funktionieren sozialer Strukturen beobachten. Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass viele Schafe noch keine Herde ausmachen. Wahrscheinlich wird das um so deutlicher, wenn man mit einer Population zu tun hat, die ursprünglich wesentlich auf einer recht scheuen Rasse aufgebaut worden ist.