Regionalität

Obstgarten Bauhof

Es wird heute oft gesagt, dass „Regionalität“ ein gewichtiges Kaufargument sei. Ob das in relevantem Umfang zutrifft entzieht sich unserer Kenntnis. Es ist für unsere Betriebsführung nicht von wesentlicher Bedeutung.

Und doch habt unsere Wirtschaftsweise in kaum zu überbietender Weise dem Gedanken der Regionalität Rechnung getragen – weil er sich von selbst ergeben hat. Einem kleinen Unternehmen ist es kaum möglich, in Kooperationen gute Konditionen auszuhandeln – man ist einfach zu unbedeutend. Das hat uns in der Vergangenheit oft gezwungen, Arbeiten selbst zu erledigen, die wir gern delegiert hätten. So ist im Laufe der letzten 20 Jahre ein Betrieb entstanden, der in einem Aktionsradius von 4 km nahezu die gesamte Palette der Obsterzeugung, -verarbeitung und -vermarktung abdeckt. Es bleiben noch immer kleinere Projekte offen, wie beispielsweise die ganzjährige Versorgung mit Tafelobst. Dieses können wir zwar erzeugen und erzeugen es auch. Aber da wir vorwiegend alte Herbst- und Winterapfelsorten anbauen, ist eine Vermarktung vom Baum ab nur in sehr geringem Umfang möglich.

CiderwirtschaftMit der Ciderwirtschaft haben wir die Basis geschaffen, unsere Produkte direkt an die Kunden zu bringen. Heute gehören zur Ciderwirtschaft neben dem Hofladen und der Ferienwohnung eine Mosterei, eine Obstweinkelterei und eine Brennerei. So werden extrem kurze Wege in einer regionalen Produktionskette erzielt, die den notwendigen Energieverbrauch auf ein absolutes Mindestmaß reduziert. So wird ein über die Ökozertifizierung nach EU-Richtlinie, an der wir seit 2010 teilhaben, hinausgehender ökologischer Bonus erzielt.Im Bistro können die Produkte verkostet werden. Andere Erzeuger aus der Region bieten ihre Produkte in der Ciderwirtschaft zum Verkauf. Der Verkauf an Kunden in der Umgebung hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil der persönlichen Bindung. Das macht es aber auch nötig, auf die kulinarischen Präferenzen der Region einzugehen. Das reine Kopieren von Produktideen aus anderen Regionen ist da nicht immer hilfreich.

Philosophie

Hornmist und Hornkies als wichtige Präparate der anthroposophischebn Landwirtschaft

Das vornehmste Ziel unserer landwirtschaftlichen bzw. gartenbaulichen Arbeit ist die Erzeugung qualitativ hochwertigen Obstes. Dabei ist es wichtig, nicht gegen die natürlichen Prozesse vorzugehen, sondern diese in die Bestandsentwicklung positiv einfließen zu lassen. Trotz unserer naturwissenschaftlichen, akademischen Ausbildung glauben wir nicht, dass wir die Komplexität der Kräfte und Einflüsse auf einen Standort, der beispielsweise einen Obstgarten beherbergt, verstehen und kalkulieren können. Daher ist die tägliche Beobachtung der stattfindenden Entwicklungen von enormer Bedeutung für unsere Arbeit. Aus den Beobachtungen Erkenntnisse abzuleiten ist ein schwieriger und langwieriger Prozess, zu dem wir einen Beitrag leisten wollen.


Masterarbeit Wiebke und Frauke SpannhoffEinen Beitrag bei der Analyse des Istzustandes, dem Resultat der bisherigen Bemühungen, haben 2 Masterstudentinnen aus Neubrandenburg geleistet. Wiebke und Frauke Spannhoff haben sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit unserer Arbeit auseinandergesetzt. Das Resultat ihrer ernsthaften Bemühungen darf ich mit ihrer Genehmigung an dieser Stelle der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.


Die Verkürzung unserer Beobachtungen auf etablierte Auffassungen, die Suche nach Bestätigung von Lehrmeinungen ist nicht unser Ansatz. Dies wäre aus unserer Sicht im 21. Jahrhundert auch nicht mehr zeitgemäß. So wurde in der Wissenschaftstheorie Karl Raimund Poppers bereits dargelegt, dass es faktisch nicht möglich ist, die Gültigkeit von Theorien zu beweisen. Einzig das Widerlegen ist möglich (Theorie des logischen Falsifikationismus). So gehen wir bewusst davon aus, dass jede von uns gesetzte Annahme der Richtigkeit unseres Vorgehens nur ein „Als ob“ (Hans Vaihinger: Die Philosophie des Als Ob) sein kann – wir können irren. Nur mit einer derartigen Offenheit der Beobachtung und Schlussfolgerung hoffen wir unsere Arbeit in zunehmendem Maße auf solidere Füße zu stellen.

Vernünftige Einsicht zu haben, ist die größte Tugend, und Weisheit ist es, Wahres zu reden und gemäß der Natur zu handeln, indem man auf sie hört.

Herakleitos von Ephesos

Rudolf SteinerDa wir nicht wissen können, welche Einflüsse unsere Obstbaumbestände beeinflussen und welcher Art diese Einflüsse sind, haben wir begonnen, in bei der Bewirtschaftung anthroposophische Aspekte zu berücksichtigen. Offen für diesen Ansatz hat uns die Erkenntnis gemacht, dass Homöopathie alles andere als „Hokus Pokus“ oder Aberglaube ist. Diese Erkenntnis öffnete uns für die Möglichkeit, dass von der Anthroposophie verkündete Gesetzmäßigkeiten auch nicht notwendig unsinnig sein müssen, nur weil sie sich im Rahmen dessen nicht erklären lässt, was man heute als etablierte Wissenschaft bezeichnet. Auch hier verfolgen wir den Ansatz des „Als ob“. Es schadet nicht, wenn es keinen Einfluss hat, denn negative Konsequenzen ließen sich gegebenenfalls genau so wenig erklären wie positive. Wir gehen nicht apriori davon aus, dass es einen Einfluss gibt, zumal es auch anthroposophisch motivierte Wissenschaftler schwer haben, ihre Thesen zu fundieren. Aber die Frage ist, ob das ein ausreichendes Argument sein muss (s. Popper).